Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir abfahrbereit. Ein Glück war das Hotel in Vancouver schön, wir waren vom langen Flug und der Warterei in London auf den Anschlussflug alle ziemlich erschlagen. Außerdem war der Flughafen in Vancouver mit der Masse an Einreisenden ziemlich überlastet – lange Schlangen an der Passkontrolle, bei der Gepäckausgabe und am Zoll. Wir vermuteten, da unser Flug aus London kam, verstärkte Kontrollen wegen der in England immer noch auftretenden Maul- und Klauenseuche.
Der Angestellte der Mietwagenfirma Alamo wollte uns dann noch für einen Aufpreis von 8 Can$ pro Tag einen kleineren Wagen andrehen – ein Glück waren wir nicht so müde, dass wir es nicht gemerkt haben. Wir nehmen uns vor, dies nach der Rückkehr nach Hause dem Reisebüro zu melden. Der silberne Pontiac, den wir bekommen, ist blitzblank und zeigt einen Kilometerstand vom 11.013 km. Am Ende sind über 4.000 km mehr auf dem Tacho und der Wagen sieht innen und außen ziemlich schlimm aus. Dafür war er auch drei Wochen das Wohn- und Esszimmer von vier Personen. Nach der Ankunft im vorgebuchten Hotel – dem Royal Towers Hotel und Casino in New Westminster – sind wir noch mal losgelaufen auf der Suche nach einem kleinen Snack – und nach 30 Minuten anstrengendem Fußmarsch bergab und bergauf dann doch in der Kneipe des Hotels gelandet. Bier aus dem Krug und leckere Hamburger – und dann nur noch schlafen. Nun sind wir schon raus aus Vancouver, auf der Straße Richtung Harrison Hot Springs und Hope, wo wir heute übernachten wollen. Das Wetter sieht noch nicht so überragend aus, es ist bedeckt mit teilweise recht dunklen Wolken. Die Vorhersage hat besseres Wetter angekündigt, also sind wir guter Hoffnung. Die Strecke hat rechts und links viele Geschäfte und Motels – ich warte noch auf die Natur, aber dafür ist es hier wohl noch zu nah zur Großstadt Vancouver. Aber nur ein paar Kilometer weiter wird die Gegend ländlicher und rechts und links zeichnen sich die Berge ab – Ausläufer der Coast Mountains und des Fraser Plateaus. Bei einem kurzen Fotostopp am Fraser River sehen wir einen Adler! Durch das geliehene Fernglas einer Kanadierin kann ich sehen, wie erhoben er seine Kreise zieht. Langsam kommt die Sonne raus und beim Halt in Harrison Hot Springs wird es richtig warm. Das Städtchen ist hübsch, nicht so furchtbar überlaufen und der See zwischen den Bergen sieht sehr schön aus. Schade nur, dass noch so viele Wolken die eindrucksvollen Gipfel verdecken. Wir essen eine Kleinigkeit zu Mittag und laufen um die kleine Lagune, die als Gelegenheit zum Baden von dem großen See abgetrennt ist. Auf der Weiterfahrt nach Hope kauft Claudia an einem Stand an der Straße „Monster“-Kirschen, richtig große dunkle Kirschen, die sehr lecker schmecken. In Hope angekommen, finden wir ein Motel im Stil von Schweizer Chalets, in dem wir eine kleine Hütte mit zwei getrennten Schlafzimmern für knapp 100 Can$ mieten. Nichts Weltbewegendes, aber für eine Nacht auf alle Fälle ausreichend. Wir haben noch genug Zeit für einen Ausflug zur Hells Gate Airtram, eine Seilbahn über die Schlucht des Fraser Rivers. Gigantisch, mit welcher Geschwindigkeit und Lautstärke der Fraser River dort herunter kommt. Das Wasser ist ganz graubraun durch den Sand und den anderen Dreck, der durch die Strömung aufgewirbelt und mitgenommen wird. Die armen Lachse, die sich jedes Jahr dort zu ihren Laichgründen hinaufkämpfen müssen. Damit sie es leichter haben, wurden extra Lachstreppen im Fluss angelegt. Man kann gut sehen, wie Strudel sogar Baumstämme wieder flussaufwärts treiben. Die Lachse fangen sich in den Strudeln, kommen so bis zu den angelegten Treppen und dort dann über die schlimmsten Stromschnellen. Abends zurück in Hope haben wir Mühe, in dem ziemlich verschlafenen Ort ein Restaurant zu finden. Das Essen in dem Lokal, das wir schließlich gefunden haben, ist entsprechend schlecht, nur der Hunger treibt es rein. Es gelingt uns dann auch nicht, noch ein paar Bier als „Absacker“ zu besorgen, wir sind noch nicht mit den amerikanischen Gepflogenheiten zum Thema Alkoholverkauf vertraut. In Tankstellen, wie bei uns zu Hause, gibt es auf alle Fälle kein Bier zu kaufen. Einziger Ort wäre wohl der eine Pub gewesen, neben dem wir gegessen haben, wir möchten dann aber nicht zurücklaufen und lassen den Absacker ausfallen.
Kilometerstand: 11.303 km (Tagesleistung 290 km)