Der Himmel hat seine ganzen Schleusen geöffnet. Kurz nachdem wir angefangen haben zu frühstücken (im White Spot in Parksville ist es Sonntags morgens richtig voll!), fängt es an zu regnen und hört auch erst abends wieder auf. Ich weiß nicht, wo das viele Wasser eigentlich noch herkommt. Es ist ziemlich frustrierend, seit über einer Woche ist das Wetter jetzt mehr oder weniger schlecht, man muss ja schon zufrieden sein, wenn es nicht regnet. Die armen Kanadier haben von ihrem langen Wochenende auch nichts.
Wir verlassen Parksville und fahren Richtung Westküste Vancouver Islands, wo wir die nächsten zwei Tage bleiben wollen, bevor es nach Victoria und Vancouver und damit in die Großstädte, raus aus der Natur geht. Auf der Strecke schauen wir uns in Errington das North Islands Wildlife Recovery Centre an, eine Art Krankenhaus für Wildtiere. Hier werden Tiere vielerlei Arten abgegeben, wenn sie ärztlicher Hilfe bedürfen, zum großen Teil aber Adler und Eulen, die man hier sehr schön betrachten kann. Leider lassen sich die untergebrachten Bären nicht blicken (was ich allerdings bei dem Regen verstehen kann). Wir fahren quer durch die ganze Insel, eine sehr kurvenreiche Gebirgsstraße, auf der man auch aufgrund des Wetters nicht sonderlich schnell fahren kann. Für die ca. 80 km bis zur Kreuzung Ucluelet – Tofino brauchen wir gute vier Stunden. Da Ucluelet von dieser Kreuzung aus schneller zu erreichen ist, fahren wir erst dorthin und halten zum Tanken und Kaffeetrinken. Den eigentlich geplanten Stop im Wickannish-Centre des Pacific Rim National Parks verschieben wir wegen des schlechten Wetters auf die Rückfahrt und düsen direkt weiter nach Tofino. Und dann kommt das furchtbare Erwachen: Wegen des Feiertags und des Sommers ist kein Zimmer zu bekommen. Der erste, der eine kleine Wohnung anbietet (mit drei Schlafzimmern, Hot Tub auf der Terrasse, Grill und zwei Bädern) möchte 280 Can$ dafür haben. Ein anderer will nur 105 Can$ pro Zimmer, uns aber die Zimmer nicht vorher anschauen lassen. Dieser Motelbesitzer hat sich unmöglich benommen, sehr unfreundlich und unkooperativ, wir vermuten stark, dass es ein Deutscher war und finden das Verhalten sehr typisch. Wir hätten fast noch zwei Zimmer privat bekommen, aber bis wir uns entschließen, sie anzuschauen, war eines davon bereits vermietet. Wir waren sogar im teuersten Haus am Ort, dem Wickannish Inn, aber selbst die Zimmer für 340 Can$ sind vermietet. Aber die Aussicht vom Hotelfoyer auf den brodelnden Pazifik lässt mich dahinschmelzen. Schweren Herzens und mit hängenden Köpfen fahren wir wieder raus aus Tofino Richtung Ucluelet zurück. Wir befürchten allerdings, auch dort keine Zimmer mehr zu bekommen. Dann bliebe als Alternative nur noch, die ganze Strecke durchs Gebirge bis nach Port Alberni zurück zu fahren. Ich fange an mich zu fragen, warum wir bei diesem Wetter überhaupt hierunter gefahren sind – Wale sehen kann man bei Regen sowieso nicht und zum Baden laden die Temperaturen auch nicht ein. Die Stimmung ist bei uns allen ziemlich auf dem Nullpunkt. Nach einer weiteren Stunde Fahrt und erneutem Fragen in zwei oder drei Motels finden wir schließlich zwei freie Doppelzimmer, allerdings eines zu 150 Can$, also teurer als die Wohnung, die man uns in Tofino angeboten hat. Bevor wir nun aber doch zurückfahren müssen, weil wir kein weiteres Zimmer mehr finden, mieten wir die beiden Räume. Direkt nach unserer Besichtigung der Zimmer steht an der Rezeption ein weiteres Paar und wartet auf unsere Entscheidung – wir sind wohl nicht die einzigen, die mit anderen Zimmerverhältnissen hier gerechnet haben. Wir halten uns nicht lange auf, sondern gehen direkt in ein kleines Restaurant an der Hauptstraße, eine gute Entscheidung, wie sich heraus stellt, denn eine halbe Stunde später ist jeder Tisch in dem Lokal besetzt. Das Essen dort, dem Blueberry, ist im übrigen sehr zu empfehlen, der Fisch ist hervorragend und die Bedienung wirklich sehr nett. Wir bestellen natürlich wieder mehr als wir essen können und Hubi wird am Ende gefragt: „Do you want your fries to go home with you?“ Die wortwörtliche Übersetzung und vor allem Vorstellung dieses Angebotes bringt uns noch einige Tage später zum Lachen. Unsere zwar teuren, aber dafür frisch renovierten Zimmer haben eine große Blubberbadewanne, die wir nach dem guten und üppigen Abendessen noch ausnutzen (das Geld muss sich schließlich rentieren).
Kilometerstand: 14.842 km (Tagesleistung 272 km)