Freitag, 27. Juli 2001

Heute verlassen wir Banff. Die Stadt selbst ist eigentlich recht hübsch, sehr sauber und es gibt viel anzusehen. Viele kleine Geschäfte, teilweise in – selbstverständlich neu gebauten – Fachwerkhäusern, viele verschiedene Restaurants. Und natürlich ist die Stadt traumhaft gelegen zwischen all den Bergen der Rocky Mountains. Aber leider ist sie auch übervoll mit Touristen, dadurch sehr voll, teuer, laut und unruhig. Auch heute – wieder auf Highway 1A – sehen wir die Wapitits, einer steht sogar ganz nah an der Straße und frisst.

Diese Seitenhighways sind anscheinend wirklich ein Tierparadies. Unser erster Stopp ist der Moraine Lake, einen kleinen Teil der Strecke dorthin nehmen wir noch eine Kanadierin mit, die wohl in der Nähe arbeitet und deren Bus nicht kam. Der See liegt – wieder mit der typischen türkisen Farbe – zwischen schroffen hohen und teilweise eisbedeckten Bergen, ich finde ihn traumhaft schön. Leider kommt die Sonne nicht so richtig heraus, sonst sähe die Landschaft noch viel schöner aus. Wir füttern wieder Streifenhörnchen und Nutcracker, schließlich müssen wir unsere Erdnüsse ja leer bekommen. Bevor wir fahren, kaufen Hubi und ich noch ein T-Shirt und zwei Pullover; später sollte sich herausstellen, dass es – trotz des abgelegenen Ortes – noch ein günstiger Kauf war, in den Großstädten sind die Souvenir-Klamotten noch teurer. Als nächstes fahren wir zum Lake Louise, bis auf den Hotelklotz direkt am See (mit Alphornbläser – wie schrecklich) sieht auch dieser See mit dem Bergpanorama sehr schön aus. Wir flüchten aber bald wieder, viel zu viele Touris hier und keine Möglichkeit, einen schnellen Kaffee zu bekommen. Außerdem haben wir noch eine ziemliche Strecke vor uns und es ist schon wieder so spät geworden. Deswegen halten wir auch nur kurz am Peyto Lake Viewpoint, einem Aussichtspunkt hoch oben über dem Peyto Lake. Wieder einer dieser traumhaft schönen, türkisblauen Seen, diesmal ganz einsam gelegen und umgeben von hohen Gletschern. Auf der einen Seite kann man deutlich das Schmelzwasser sehen, dass noch ganz milchig in den See fließt. Rechts und links des kleinen Spazierweg bis zum Aussichtspunkt stehen viele Blumen; auf den Informationstafeln wird allerdings darauf hingewiesen, dass das nicht darüber hinweg täuschen soll, dass hier oben fast neun Monate im Jahr Winter herrscht. Auf dem Rückweg zum Auto erwischt uns dann prompt ein kurzer Hagelschauer – hier ist echt alles möglich. Weiter fahren wir zum Mistaya Canyon, einer sehr beeindruckenden Klamm. Man kann genau sehen, wie sich das Wasser über Jahrmillionen nach unten gefressen hat. In den Felsen um den Fluss sind richtige Terrassen abgesetzt, teilweise sogar richtige Löcher im Fels zu sehen. Auf dem Weg über den Sunwapta Pass sehen wir drei Bergziegen die Straße herunterlaufen. Wieder stoppen alle Autos, aber es ist schwierig zu fotografieren, weil die Ziegen immer nur kurz verweilen. Der Übergang vom Banff in den Jasper National Park ist eigentlich fast nahtlos, nur zwei Schilder kennzeichnen die Grenze. Wir fahren weiter zum Athabasca Gletscher, der bis fast an die Straße reicht. Leider ist die Zeit zu knapp, um mit dem Schneemobil auf den Gletscher zu fahren, also begnügen wir uns mit dem Fußweg bis zum Gletscherrand. Claudia und ich machen ein paar Schritte auf das Eis, aber wir finden es beide beängstigend. Immerhin wird man vorher ausreichend vor Gletscherspalten gewarnt und dass man das Eisfeld nur betreten soll, wenn man sich auskennt oder einen Führer dabei hat. Mit dem sogenannten „Snow Coach“ hätten wir vom Gletscher mehr gesehen, aber da die Fahrt mindestens eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt, wären wir viel zu spät in Jasper angekommen. Schade finden wir, dass auf den Begrenzungspfosten, die überall am Wegrand zum Gletscher stehen und kennzeichnen sollen, bis wohin der Gletscher mal ging, keine Jahresangaben mehr stehen. Nur ca. 15 m vom heutigen Rand entfernt steht die Zahl 2000. Es ist schon beklemmend, wie viel jedes Jahr durch die globale Erwärmung der Erde von dem Eisfeld wegschmilzt. Wir halten noch mal an den Sunwapta Falls, einem Wasserfall, bei dem man ganz toll auf dem alten Flussbett herumklettern kann. Die wie Terrassen angeordneten Felsvorsprünge sind nicht abgesperrt und lassen sich gut „erklettern“. Von dort kann man bis an den Rand der Schlucht laufen und hat einen tollen Blick in die Klamm und in das weit unten fließende Wasser. Es sieht wirklich klasse aus, aber abrutschen möchte ich hier nicht gerne… Auf dem Weg zum Parkplatz fotografieren wir einen der riesigen Raben, die es hier überall gibt. Die Raben mögen unsere Erdnüsse auch; nur auf der Hand reichen wir sie ihnen nicht – verständlicherweise. Danach fängt es ziemlich an zu regnen und wir verpassen die Abfahrt zum Athabasca River View, wo angeblich viele Bergziegen sein sollen, die dort Mineralien von den Felsen lecken. Da wir aus Zeitgründen nicht umkehren wollen, trösten wir uns damit, dass wir sagen, die Tiere wären bei dem Wetter eh nicht draußen gewesen. Letzter Stopp sind die Athabasca Falls, auch ein superschöner Wasserfall, leider nur etwas verregnet. Danach geht es auf die Nebenstrecke, den Highway 93A, wo wir aus dem Auto heraus intensiv nach Bären Ausschau halten, leider vergeblich. Dafür finden wir noch zwei Wapitihirsch-Kühe auf einer Lichtung friedlich grasen. Wir haben schon befürchtet, es gibt in Jasper nur sehr wenige Motels, denn wir sehen fast nur Bed and Breakfast Häuser. Wir fragen bei einem auch mal an, hätten aber nur je ein Zimmer in getrennten Häusern bekommen und merken uns das für den Notfall vor. Erst am Ortsende von Jasper finden wir mehrere Motels und auch eine schöne Unterkunft im Tonquin Inn, in dem wir wieder eine Suite mit Wohn-/Schlafzimmer, einem separaten Schlafzimmer und Bad mieten. Das Motel hat auch zwei Whirlpools draußen im Garten, leider schaffen wir es während der zwei Tage, die wir dort sind, nicht, die Pools zu genießen. Beim Abendessen besuchen uns noch zwei Mounties, die wohl zu repräsentativen Zwecken in der Restaurant gekommen sind. Die beide sehen ein wenig aus wie Dick und Doof, der eine lang und dünn, der andere klein und ein wenig dick. Leider haben wir keinen Fotoapparat dabei, um das zu belegen.

Kilometerstand: 12.768 km (Tagesleistung 347 km)

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