Freitag, 10. August 2001

Heute lassen wir das Auto am Hotel stehen, einen Tag geht es auch ohne, vor allem sind wir in der Innenstadt von Vancouver sicher mit öffentlichen Verkehrsmitteln schneller. Wir frühstücken im Hotel – diesmal steht auf dem Buffet sogar Obstsalat – und machen uns dann auf den Weg zur Skytrain, die aus New Westminster direkt in die Stadt fährt. Dies ist eigentlich nichts anderes als eine S-Bahn, aber hier im Amerika gibt es solche S-Bahnen wohl nicht allzu häufig. In Vancouver fährt nur eine einzige, einmal in Richtung Downtown, die Gegenrichtung ist Surrey. Wir ziehen unsere Tickets und fahren die ca. 15 Stationen bis zur Endstelle „Waterfront“.

Die Kontrolleure tragen hier Uniform und trotzdem erwischen sie noch Schwarzfahrer… Wir steigen in Vancouver Downtown aus und laufen erst mal nach Gastown, wo sich ein Geschäft an das andere reiht. Wir kommen an die dampfbetriebene Uhr – Streamclock -, die ich mir allerdings etwas imposanter vorgestellt habe. Es wimmelt vor Touristen, die sich vor, neben und hinter der Uhr fotografieren lassen. Es ist ganz interessant, die Technik der Uhr anzuschauen, allerdings wird man von dem Dampf, der oben austritt, leicht vollgetröpfelt. Die Tafel zu lesen, wie die Uhr im einzelnen funktioniert, dauert mir zu lange, man steht den Touris, die sich an der Uhr fotografieren lassen wollen, im Weg herum. Wir laufen die Parallelstraße oberhalb zurück und merken recht schnell, dass dieses Viertel nicht so zu empfehlen ist, ein paar heruntergekommenem zwielichtige Gestalten laufen dort herum. Es ist schon komisch, kaum ist man ein wenig von den Touristenstraßen weg, fängt das Elend an. Man wird schon öfter auf Kleingeld angesprochen und die Geschäfte in der Straße sind alle vergittert oder haben Rollläden. Wir biegen ab Richtung Robson Street und gehen als erstes zur Hall of Fame oder B.C. Place, ein sehr großes Stadion. Für 6 Can$ werden Besichtigungen angeboten, aber dafür hätten wir noch eine ganze Stunde warten müssen. Wir laufen einmal die ganze Robson Street entlang und bummeln durch ein paar der zahlreichen Geschäfte. Allerdings haben wir angenommen, dass auf dieser Straße die ganzen teuren Markenläden zu sehen wären, aber außer Guess, Gap und Esprit (der geschlossen war) haben wir nichts Bekanntes gefunden. Allerdings waren wir nicht im drei Block großen Eaton Centre, vielleicht wäre dieser ja pompöser gewesen. Am Ende der Robson Stret nehmen Geschäfte und Restaurants wieder ab, die Obdachlosen zu und in den letzten zwei Blocks gibt es nur noch Appartements und Wohnungen. Wir laufen bis zum Eingang des Stanley Parks, wo wir uns Fahrräder leihen wollen, um durch den Park zu cyclen. An dem Imbiss und Kiosk (an dem wir eigentlich den Fahrradverleih vermutet haben) fragen wir nach einer Möglichkeit, Räder zu mieten und ein etwas genervter Verkäufer erklärt uns, dass wir zwei Blocks in der Georgia Street zurück gehen müssen. Wahrscheinlich wird er zwanzigmal am Tag von so blöden Touris, wie wir es sind, auf Fahrradverleiher angesprochen. Er war zumindest einer der seltenen Kanadier, die nicht so sehr freundlich waren. Wir laufen also zurück und finden dort auch schnell einen Verleih (und später bei der Abgabe der Räder in der Denman Street noch eine Reihe weiterer), bei dem wir vier Räder inklusive der hier vorgeschriebenen Fahrradhelme bekommen. Wir starten auf den Fahrradweg um den ganzen Park herum. Es ist recht voll – das Wetter ist sehr gut und es sind viele Radler, Skater und Fußgänger unterwegs – aber man kann trotzdem recht schön fahren und gleichzeitig gucken. Wir schauen uns den kleinen Leuchtturm an, essen am Wasserpark ein Eis, fotografieren eine Möwe, die versucht einen Seestern zu verspeisen. Wir bewundern die – zur Zeit aber in Renovierung befindliche – Lions Gate Bridge von allen Seiten (gestern sind wir auf dem Weg zum Capilano Park darüber gefahren) und fahren an zwei verschiedenen Stränden vorbei. Langsam wird mir klar, warum Vancouver eine sehr lebenswerte Stadt ist. Wahrscheinlich gibt es viele interessante Arbeitsplätze und ein Umfeld, dass vor Freizeitaktivitäten nur so strotzt und dann die ganze Natur buchstäblich vor der Tür… das ist schon lebenswert. Am Second Beach und dem übervollen Schwimmbad dort entscheiden wir uns, quer durch den Park zum Beaver Lake zu fahren. Wir verfahren uns etwas und landen deshalb erst beim Prospect Point auf der anderen Seite des Stanley Parks. Wir fahren also ein kurzes Stück quer durch den Park zurück, bis wir den über und über mit Seerosen bewachsenen See erreichen, den wir umrunden. Auf allen Wegen um den See wimmelt es vor Eichhörnchen, lieb anzuschauen, teilweise sind sie ganz dunkelbraun. Leider bekommt mein Rad vorne einen Platten und wir müssen den Rest der Tour schieben bzw. Hubi nimmt beide Räder und ich fahre bei Bernd auf dem Gepäckträger mit. Wir sind bestimmt ein lustiger Anblick, aber hinterher merke ich meinen Po ganz schön… Dafür bekommen wir für das Rad bei der Abgabe auch keine Leihgebühr berechnet, sehr kulant, immerhin waren wir insgesamt über drei Stunden unterwegs mit den Rädern. Nachdem wir uns mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen gestärkt haben (sehr zu empfehlen: der Cheese Cake bei „White Spot“ – man muss aber schon einen guten Appetit haben), entschließen wir uns, am Wasser entlang Richtung Skytrain-Station zu laufen und bewundern die teilweise riesigen Jachten. Die Hochhäuser an der Straße kann man sehr gut betrachten und anhand der vielen Baustellen feststellen, dass noch lange kein Ende der Skyline abzusehen ist. Wir laufen am Convention und Exhibition Centre und dem noblen Pan Pacific Hotel vorbei; hier stehen die Riesenlimos und viele Leute in Abendgarderobe sind unterwegs. Unser Ziel ist der Kai, an dem die Helijet- und Helicopter-Tours abfliegen, wir wollen und nach den Preisen erkundigen. Ein kleiner Rundflug kostet 180 Can$, bei drei uns mehr Personen 120 Can$ – wir buchen für morgen, 13.30 Uhr. Das soll der würdige Abschluss eines schönen, teilweise überwältigenden Urlaubs werden, denn morgen Abend müssen wir wieder nach Hause fliegen. Wir fahren mit der Skytrain zurück nach New Westminster und essen im Pub am Hotel zu Abend.

Kilometerstand: 15.401 km (Tagesleistung 0 km – wir haben das Auto ja nicht benötigt)

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