Donnerstag, 09. August 2001

Es scheint wieder ein sonniger, sehr warmer Tag zu werden, keine Wolke trübt das Blau. Wir bekommen von Dorothy, unserer Vermieterin, ein exzellentes Frühstück, Müsli mit frischen Himbeeren aus dem Garten, Omelett mit Gemüse und selbstgemachte Cones. Während des Frühstücks leistet uns Dan, ihr Mann, Gesellschaft und unterhält uns bzw. fragt uns allerlei. Er erzählt, dass er bei der Fischereibehörde arbeitet, die unter anderem die Lizenzen zum Fischen, die man hier in Kanada benötigt, vergeben.

Wir fragen ihn über die Lachse aus, die sich zur Zeit im Pazifik sammeln, um an ihre Laichplätze zurück zu kehren. Es ist wohl so, dass man einigen Fischen kleine Chips in die Nase pflanzt und diese Fische an einer kleineren Flosse kennzeichnet. Anhand dieser Flossenkennzeichnung erkennt man sie, fängt sie wieder und durch den Chip kann man feststellen, wo der Fisch herkommt. Damit wurde wohl auch herausgefunden, dass die Lachse zum Laichen an ihre eigene Geburtsstätte zurückkehren. Das ist wohl so, weil die Fische wissen, dass der Brut dort nicht so viel passieren kann wie an unbekannten Plätzen, wo durch Strudel, Hochwasser, Tiere usw. Gefahren lauern könnten. Und selbst dass sie direkt, nachdem sie gelaicht haben, sterben, hat seinen Zweck: Es ernährt die Nachkommen und die durch die Lachse aus dem Meer mitgebrachten Nährstoffe und Salze sind gut für die Flüsse, die Bäume und andere Tiere. So haben die ganzen Strapazen, die die Lachse auf sich nehmen, einen Zweck und der Kreislauf der Natur wird damit erfüllt. Es war superinteressant und ich hätte Dan noch eine ganze Weile länger zuhören können. Wir packen das Auto, wollen aber nicht auf direkten Weg zur Fähre, sondern dem Scenic Marine Drive noch ein ganzes Stück folgen. Dan gibt uns den Tipp, auf halber Strecke im Mount Douglas Park noch mal anzuhalten und von dem gleichnamigen Berg die Aussicht auf Victoria und die Saanich-Halbinsel zu genießen. Es ist auch wirklich schön dort oben, bei diesem Wetter kann man richtig weit schauen und wieder zieht ein Adler seine Kreise, allerdings noch ohne weißen Kopf. Wir fahren weiter zur Fähre und sind um kurz nach halb zwölf auf dem Fähranleger. Diesmal müssen wir nicht lange warten und das Boarden geht auch recht schnell, so dass wir um 12:15 Uhr ablegen. Oder besser gesagt, ablegen wollen, denn wir sind noch keine paar Meter gefahren, als die Durchsage kommt, dass es auf dem oberen Fahrzeugdeck Probleme gäbe und man deshalb wieder anlegen wird. Alle Fahrgäste müssen vom oberen Fahrzeugdeck herunter und sollen das Rauchen einstellen, sowohl drinnen als auch draußen. Ein paar Minuten später werden wir auch von den Außendecks nach innen gebeten – und das bei diesem tollen Wetter. Man ruft mehrere Kfz-Kennzeichen aus, dessen Halter zu ihren Fahrzeugen kommen sollen. Es liegt wohl an einem Benzinleck aus einem der Fahrzeuge, das erst abgedichtet (oder entfernt) werden muss. Eine gute Stunde später hat man den Übeltäter gefunden und die Fähre legt endlich ab. Gegen 14:45 Uhr werden wir somit erst in Vancouver sein, vielleicht schaffen wir trotzdem noch einen Programmpunkt, wir müssen ja diesmal nicht auf Hotelsuche gehen. Wir kommen um 15:15 Uhr von der Fähre und fahren einmal quer durch die Stadt, die zwar voll ist, aber ein Glück nur in der Gegenrichtung – also stadtauswärts – richtig staut. Trotzdem dauert es eine Stunde, bis wir in North Vancouver an der Capilano Suspension Bridge ankommen. Claudia und Hubi zahlen jeweils 12 Can$ Eintritt, um in den Park und über die schwankende Hängebrücke zu laufen. Dort gibt es noch ein paar weitere Totempfähle und alte große Bäume zu sehen, aber die Hauptattraktion ist sicher die Brücke. Dort sitzt ein Mann in einer Art Pförtnerhäuschen, der ständig die ganze Brücke im Auge hat und je nachdem, ob jemand schaukelt, sich zu weit vorn über lehnt usw. mit dem Megaphon Ermahnungen abgibt. Bernd und ich haben dankend auf die Brücke verzichtet und den Eintritt stattdessen in Eis und Kaffee gesteckt. Danach fahren wir weiter zum Grouse Mountain, dem Haus- und Skiberg Vancouvers. Die Seilbahn, die pro Kabine 100 Personen fasst, kostet knapp 20 Can$ pro Person, auch ein recht stolzer Preis. Leider lohnt es sich unserer Meinung nach nicht. Die Angestellten der Seilbahn spulen ihren Text so schnell runter, dass wir kein Wort verstehen und die Aussichtspunkte auf dem Berg sind alle mit Restaurantplätzen belegt. So sind eigentlich richtig schöne Fotos gar nicht möglich. Die Holzfiguren, die auf einem kurzen Spazierweg aufgestellt sind, sind recht schön anzusehen, vor allem jetzt im Licht der tiefstehenden Sonne. Aber das allein rechtfertigt natürlich nicht die hohen Seilbahnpreise. Wir hätten vielleicht doch noch auf einen weiteren Hügel ein gutes Stück entfernt hoch laufen sollen, aber bei der Hitze und aufgrund der doch recht fortgeschrittenen Zeit wollen wir uns das lieber nicht antun. Also fahren wir etwas enttäuscht mit der Seilbahn wieder nach unten. Unser letzter Sightseeing-Point ist die Lynn Suspension Bridge, eine zweite Hängebrücke über den Lynn Canyon. Sie ist kürzer, aber höher als die erste Hängebrücke und an beiden Seiten auch noch mit je zwei Stahlseilen gesichert, so dass sie nicht so schaukeln und wackeln kann. Claudia und Hubi finden sie spektakulärer als die erste Brücke, Bernd und ich sparen uns auch hier den Nervenkitzel. Es ist schon recht spät und auf dem – eigentlich nicht geplanten – leichten Umweg zum Hotel, den wir fahren, kommen wir an einem mehr oder weniger Schnellrestaurant vorbei, bei dem es ganz gute Hamburger gibt und trotzdem schnell geht. Wir checken im Hotel ein und fallen wieder mal erledigt ins Bett.

Kilometerstand: 15.401 km (Tagesleistung 146 km)

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