Wir wachen alle recht früh auf hier in Kanada. Woran es liegt wissen wir nicht, aber so kommen wir nach einem gemütlichen Frühstück gegen 9:30 Uhr auf die Straße. Die Motelbesitzerin hat uns ein Restaurant empfohlen, das White Spot. Dieses gehört zwar zu einer Restaurant-Kette, wir werden aber später noch öfter dort essen und können es – zumindest für Frühstück und Kuchen – wirklich empfehlen. Die Strecke heute führt uns von Penticton nach Revelstoke.
Es ist immer noch warm, aber bewölkt und es regnet auch ab und zu. Die Straße führt als erstes am, für unsere Verhältnisse riesigen Okanagan Lake entlang. Unser erster Stop ist in Kelowna, wo wir uns den gepflegten Stadtpark und die fast schneeweiße Skulptur „Sails“ ansehen. Außerdem fotografieren wie die Schwimmbrücke, eine der größten Nordamerikas, über die wir selbst in die Stadt gefahren sind. Die Häuser am Strand unter und neben der Brücke sind toll, weiter hinten wird es Privatgelände – muss schon schön sein, direkt am See zu wohnen. Als es wieder anfängt zu regnen, fahren wir weiter. Ein kurzer Abstecher führt uns zur O’Keefe Historic Ranch, einem Freilichtmuseum, in dem man sich das Leben und Arbeiten auf einer Ranch Ende des 19. Jahrhunderts ansehen kann. Auch hier haben die Kanadier Angst vor der Maul- und Klauenseuche; wer noch vor zwei Wochen in bestimmten Ländern, z. B. Großbritannien, war, darf nicht in die Nähe der Tiere gehen. Es ist sehr interessant anzusehen, wie teilweise karg und ärmlich die Angestellten der Ranch gewohnt haben. Richtig viel Platz hatten die Ranchherren zwar auch nicht, wenn man bedenkt, wie viele Kinder die Familie hatte, aber der Unterschied zum Personal war schon beachtlich. Besonders gut gefällt Claudia und mir die Musiktruhe im Wohnhaus der O’Keefe’s. Das Haus selbst beherbergt noch einige weitere Schätze, z. B. Tische aus verschiedenen Ländern in Asien oder Afrika, ein vollständiges Service aus Meissner Porzellan und pompöse Kronleuchter. Nicht, dass wir die Dinge besonders schön finden, aber sie demonstrieren den doch sehr großen Reichtum der Familie O’Keefe. Überall auf dem Gelände rennen „glückliche“ Hühner herum, teilweise mit kleinen wolligen Küken. Auch mit dem Wetter haben wir Glück, die Sonne ist wieder herausgekommen und es ist warm. Von der O’Keefe-Ranch aus fahren wir durch bis Revelstoke und finden noch direkt am Highway 1 – dem Trans-Kanada-Highway – ein sehr schönes, aber auch etwas teureres Motel – das Canyon Motor Inn – mit einer schönen Aussicht auf einen schneebedeckten Berg. Hier mieten wir zwei nebeneinander liegende Zimmer und teilen uns ein Bad. Wir essen sehr gut italienisch zu Abend, nachdem wir in Revelstoke ein klein wenig umhergestreift sind. Sie feiern dort das „Jahr des großen Bären“, deshalb spielt eine Band auf der Straße Country-Musik. Mir gefällt die Stadt auf alle Fälle besser als Hope, es ist viel sauberer und einladender.
Kilometerstand: 11.958 km (Tagesleistung 289 km)
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